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Lehrtexte/Rezepte

Die Beschwörungen und Rezepte                               (engl.: The Incantations and Recipes)
- Die Rückseite des Papyrus Smith -

An die Beschwörungsformeln gegen die jährliche Pest schließt sich noch eine Gruppe von fünf Rezepten an, die keinem inhaltlichen Zusammenhang folgen.

    Rezept 1 (20,13-21,3): Heilmittel für eine Verstopfung von Blut in der Gebärmutter
    Rezept 2 (21,3-21,6):   Heilmittel, um die Haut umzuwenden
    Rezept 3 (21,6-21,8):   Ein anderes [Heilmittel]
    Rezept 4 (21,9-22,10):   Beginn des Buches, um zu machen einen Alten zu einem Jüngling
    Rezept 5 (22,11-22,14): Heilmittel für ein Afterleiden

Die ersten drei Rezepte entstammen noch dergleichen Hand wie das Wundenbuch und die Beschwörungsformeln. Die letzten beiden wurden von einem anderen Schreiber in späterer Zeit ausgeführt. Möglicherweise wurde die Papyrusrolle über Generationen genutzt und weitergegeben, bis die letzten zwei Rezepte hinzugefügt wurden. Ob der letzte Besitzer auch den Papyrus Ebers sein Eigen nannte, so daß ihm beide Rollen mit ins Grab gegeben werden konnten, läßt sich anhand der Handschriften jedenfalls nicht belegen.

Interessant erscheint unter den wenig spektakulären Rezepten lediglich die ausführliche Handlungsanweisung, wie aus den nußartigen HmAjt-Früchten eine Hautsalbe hergestellt wird. Da es sich letztendlich jedoch um ein übliches Verfahren handelt, ölhaltigen Samen ihr Öl zu entziehen (wässrige Extraktion), hilft diese Anweisung nicht bei der Identifizierung der HmAjt-Frucht. Dafür käme nach derzeit gültiger Meinung auch die Bittermandel (Prunus amygdala) in Betracht.
Meines Erachtens sollte auch der Karité- oder Shea-Nussbaum
(Vitellaria paradoxa ssp. paradoxa et nilotica), dessen Früchte für die Herstellung der Shea-Butter genutzt werden, ins Kalkül eingeschlossen werden. Die Pflanze kommt heutzutage in Savannengebieten Zentralafrikas vom Senegal bis Sudan/Uganda vor. Möglicherweise wuchs sie jedoch einige Jahrtausende zuvor aufgrund der günstigeren klimatischen Bedingungen auch weiter nördlich. Shea-Butter wird insbesondere in der Kosmetik verwendet; sie wirkt (rück)fettend, beruhigend, erhöht den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und glättet. Auch in der Arzneimittelherstellung findet sie als Salbengrundlage Gebrauch.

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